In Muhr werden bei der Prozession am 29. Juni (Hochfest Peter und Paul) die farbenprächtigen Prangstangen (von mhdt. prangen, zur Schau stellen) mitgetragen. Der mündlichen Überlieferung nach geht dieser Brauch auf ein Gelübde, das im 17. Jahrhundert nach einer Heuschreckenplage abgegeben wurde, zurück. Wurden ursprünglich sogenannte „Hiefler“ (verwendet zum Trocknen des Heus) mit Margeriten geschmückt, so dürfen wir heute „einzigartige Werke der Volkskunst“ bewundern.
Der hohe Arbeits- und Zeitaufwand für die Herstellung einer Prangstange setzt ein Zusammenhelfen im Dorf voraus. Tausende Blumen müssen gepflückt und schließlich zu Kränzen gebunden werden. Dabei bilden die Margeritengirlanden die Grundlage und die farblich gut abgestimmten Überwindkränze erfordern beim Binden eine spezielle Fertigkeit. Die kunstvolle Gestaltung der Prangstange liegt in den Händen des „Wicklers“. Den Abschluss der bis zu 6 m hohen Prangstange bildet ein Latschenbuschen, eine Heiligenfigur oder eine Monstranz.
Bei der feierlichen Prozession werden die bis zu 80 kg schweren Prangstangen von Burschen (ohne Alimentationsverpflichtungen) mit Hilfe einer festen Tuchschlinge („Prangtuch“) durch den Ort und schließlich in die Kirche getragen, wo sie bis zum 15. August verbleiben.Das abgenommene „Prangstangenkräutlach“ wird in den Rauhnächten zum Räuchern verwendet.
Text: Robert Grießner